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Kaffeesirup? Warum er dir und deinem Kaffee nicht guttut.

Jedes Mal, wenn ich den Blick eines Baristas sehe, dessen Kaffeekreation mit Sirup ertränkt wird, überkommt mich großes Mitleid mit dem Mann oder der Frau am Siebträger. Warum lieben Menschen Sirup im Kaffee? Für mich ein Rätsel – eins, dem wir hier mal auf den Grund gehen wollen.

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Karsten Suhr

foto: charlotte may from pexels

Was ist eigentlich Kaffeesirup?

Kaffeesirup ist vor allem eins: süß! Man kann ihn zwar selbst herstellen, aber die meisten Zuckerschnuten kaufen lieber fertigen Kaffeesirup. Und da sind den Geschmäckern keine Grenzen gesetzt.

Die beliebtesten Sorten von Kaffeesirup.

Es gibt etliche Geschmacksrichtungen:

  • Die klassischen Varianten sind vor allem Karamell, Honig, Vanille, Kokos, Zimt.
  • Die nussigen decken Haselnuss, Pistazie, Nougat, Mandel & Co. ab.
  • Die Schokorichtung gibt es mit weißer Schokolade, Choco-Cookies u.ä.
  • Die „Fruchtigen“ heißen Apple Pie, Brombeer, Banane, Erdbeere.
  • Und die ganz abgefahrenen Kaffee-Flavour-Sirups gibt es in Popcorn, Peppermint, Peanut-Butter und ähnlich Heftigem.

 

Und genau da liegt wahrscheinlich der Hase begraben: Mit Kaffeesirup schmeckt ein Kaffee nicht mehr nach Kaffee. Manche sagen, dass er so exotischer, nicht so langweilig wäre. Hm. Kaffee hat über 800 Aromen, die von Karamell, über Schokolade bis hin zu zitrischen Noten reichen. Ich würde das nicht „langweilig“ nennen. Aber das ist eben eine Frage von hochwertigen Kaffeebohnen, der optimalen Zubereitung (und von einem nicht verklebten Gaumen). Dazu später mehr.

Woraus besteht Kaffeesirup?

Die Zutaten sind eigentlich simpel: Wasser, Zucker, Aromen. Und genau da wird es interessant. Selbst bei den sogenannten „natürlichen Aromen“ ist nicht gesagt, dass sie gesünder oder besser wären als synthetische Aromen. Und vor allem müssen sie überhaupt nichts mit der eigentlichen Geschmacksrichtung zu tun haben.

„Der europäische Gesetzgeber sieht die Angabe ,natürliches Aroma‘ im Fall einer fehlenden Korrelation zwischen den verwendeten Ausgangsstoffen und dem wahrgenommenen Aroma oder Geschmack vor.“* Es empfiehlt sich hier also, gut zu prüfen, was im Kaffeesirup steckt. Und eins ist klar: Nur weil „natürlich“ draufsteht, ist da noch lange kein „Bio“ drin.

Mit Zucker? Oder zuckerfrei?

Wenn etwas so süß ist wie Kaffeesirup, dann hat es auch ordentlich Kalorien auf der Uhr. Was schätzt ihr, wie viele Kcal haben 100g klassischer Karamell-Sirup? Ganze 323kcal!** Und das nur durch den Zucker, denn Fett gibt es nicht im Kaffeesirup. Natürlich sind inzwischen auch die zuckerfreien Varianten mit Zuckerersatzstoffen wie Sucralose und Acesulfam K auf dem Markt. Allerdings wird bei diesen Inhaltsstoffen viel über ihre Gesundheitsrisiken diskutiert. Ob ihr das wollt, müsst ihr letztlich für euch selbst entscheiden.

Welche Alternativen gibt’s zu industriellem Kaffee-Sirup?

Zunächst einmal den selbstgemachten. Bei der DIY-Sirup-Variante wisst ihr natürlich ganz genau, was drinsteckt. Ihr braucht nur Zucker und Wasser zu gleichen Teilen miteinander aufzukochen und mit Zimt, Vanille o.Ä. zu aromatisieren. Fertig.

Aber auch mit gekauftem Agavendicksaft, Ahornsirup oder Honig im Cappuccino könnt ihr auf künstliche Aromen, Farbstoffe oder ähnliche Zutaten im Kaffee verzichten – zumal es diese natürlichen Süßungsmittel auch in der Biovariante gibt.

Geht es euch aber nicht nur um Süße, sondern einen anderen (ergänzenden) Geschmack im Kaffee, empfehlen wir Gewürze: Zimt, Kardamom, Vanille, Nelke – da sind eurer Fantasie keine Grenzen gesetzt. Zum Teil kann man den Espresso oder Kaffee auch direkt mit den Gewürzen aufbrühen. Einfach die Gewürze (Kardamom, Nelke, Chili oder Kakao) fein mahlen und 1 Prise (!) zum Kaffeepulver dazugeben, dann aufgießen. Man kann auch eine Zimtstange oder Vanilleschote für einige Tage ins Kaffeemehl packen. Das wäre für uns allerdings eher die zweite Wahl, da wir den Kaffee immer frisch mahlen.

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barbara beiertz

Kaffeesirup? Warum er dir und deinem Kaffee nicht gut tut.

Wie dosiert man den Kaffeesirup am besten?

Das kommt ein bisschen auf das Kaffeegetränk an. Man kann natürlich den schwarzen Kaffee mit Sirup versüßen. Aber mit Milch (oder Kuhmilchersatz) macht Sirup definitiv mehr Sinn, da die künstlichen Aromen des Sirups sehr gut zu den süßlichen Milcharomen passen. Die Menge ist natürlich auch Geschmacksache, aber die meisten Baristas empfehlen (weinenden Auges) ca. 20–30ml Sirup für einen Latte macchiato. Und für einen normalen Cappuccino etwa 10–20ml Sirup.

Eigentlich logisch, aber sicherheitshalber nochmal erwähnt: Den Kaffeesirup erst nach dem Aufbrühen in den Kaffee schütten (nicht erhitzen!) und umrühren. Dann ist zwar das Schöne vom Latte macchiato dahin, aber das ist ja das Problem: Warum finden wir eigentlich, dass Sirup nicht in den Kaffee (egal welches Getränk) gehört?

Warum Sirup dem Kaffee nicht guttut.

Von allen Dingen im Kaffeesirup, die euch gesundheitlich eher nicht bekommen, mal abgesehen – ein richtig guter Kaffee, also z.B. unser Demeter-Kaffee aus Peru, hat so unglaublich viele Facetten an Aromen, es wäre geradezu eine Sünde, sie mit künstlicher Vanille oder ähnlichem zuzukleistern. Denn dann ist das Tolle am Kaffee – seine feinen Noten, die raffinierten Säuren, die die Aromen so elegant ergänzen, das Besondere – alles weg.

Wir vermuten, dass die Fans des Sirups bisher wohl eher auf miese Kaffees gesetzt haben, die dann „zu bitter, zu verbrannt, zu sauer, zu langweilig“ schmecken. Ein richtig guter Kaffee, richtig gut zubereitet – passende Bohne, perfekter Mahlgrad, optimale Wassertemperatur, adäquate Zubereitung – bekommt die Haselnuss-, Karamell-, Schokoaromen ganz alleine hin.

Ihr merkt schon, wir sind eher Kaffeepuristen, aber vielleicht können wir euch ja dazu animieren, in Zukunft euren Kaffee erst mal ohne alles zu probieren. Schaut euch doch mal unser Kapitel „Aromen & Co.“ an, da erfahrt ihr alle Tricks und Tipps für einen unverschämt leckeren Kaffee (ohne Sirup).

Kaffee-Sirup-Fazit.

Perfekter Kaffee braucht keinen Sirup. Er braucht sehr gute Kaffeebohnen, die optimale Vorbereitung aka Mahlgrad und die passende sorgfältige Brühmethode. Dann hat er jede Menge an Aromen zu bieten und ist alles andere als langweilig. Aus einem schlechten Kaffee kann man nichts Leckeres machen (ehrlich gesagt auch nicht mit Sirup).

Für die „Süßen“ unter euch: Wenn ihr nicht auf Kaffee-Sirup verzichten könnt (warum auch immer), macht den Sirup selbst. Oder schwenkt auf Bioprodukte um. Das ist allemal besser als künstliche und „natürliche“ Aromen mit jeder Menge raffiniertem Zucker.

Traut euch mal ans Kaffee-Tasting und versucht herauszuschmecken, wo welche Aromen wie euren Gaumen kitzeln, streicheln, verwöhnen. Wie das geht, steht hier: „Kleine Einführung ins Cupping: Teil 1“. Es ist viel einfacher, als man denkt.

Wie schön, dass unser Mount Hagen Espresso-Probierpaket gerade besonders günstig ist.

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