Single Origin oder Blend? Was steckt hinter den Kaffeesorten?

Neulich auf einer Party. Um nicht in die üblichen Wetter- oder Politik-Smalltalks zu plumpsen, sprachen wir über Kaffee: „Naja, in der Third Wave geht der Trend ganz klar zum Specialty Coffee, mindestens aber zum Single Origin.“ Uups, ich sah in große Augen der Verständnislosigkeit. Offensichtlich bin ich inzwischen auch zum Fachidioten in meiner Kaffeeblase mutiert. Und auch wenn unser Claim hier bei Mount Hagen „Kaffee für Fortgeschrittene“ heißt, denke ich, kann man das Fachchinesisch mal ein wenig aufbohren.

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Kristin Oldenburg

foto: nathan dumlao on unsplash

Was bedeutet eigentlich „Single Origin“?

Ein Single Origin ist ein Kaffee, dessen Bohnen ausschließlich aus einer (single) Region, einem Anbaugebiet oder sogar von einer einzigen Farm (Single Estate) stammen. Solche Kaffees spiegeln die einzigartigen Eigenschaften des Bodens, des Klimas, der Höhenlage und des Anbaus wider. Im Gegensatz zum Blend (s. u.) verkörpert er also viel mehr das Terroir und die Herkunft der Bohnen.

Nehmen wir zum Beispiel den Single Origin aus Peru von Mount Hagen: Auf La Chacra d’Dago – so heißt die Farm – wird er ausschließlich nach Demeter-Kriterien unter Schattenbäumen angebaut, was nicht nur umweltschützende Effekte hat. Der Boden hat eine deutlich bessere Humusschicht, mehr Mikrolebewesen, ist zugänglicher für Pflanzen – und all das kann man schmecken: komplexe Würze, opulente Schokonoten, abgerundet durch eine raffinierte Säure. Ein Kaffee der Extraklasse – und das eben aus „nur“ einer Bohnensorte. Darum nennt man ihn manchmal auch sortenreinen Kaffee.

Oft sind die „Specialty Coffees“ Single Origins, weil sie eben so außergewöhnlich und sehr hochwertig sind. Ein Specialty Coffee wird von der SCA (Specialty Coffee Association) nach besonders definierten Kriterien hinsichtlich seiner Qualität bewertet. Um sich so nennen zu dürfen, muss ein Kaffee mindestens 80 von 100 Punkten von „Q-Gradern“ (zertifizierten Verkostern) bekommen.

Was ist ein Blend?

Ein Blend ist eine Mischung aus verschiedenen Kaffeesorten – sogar aus verschiedenen Ländern. Der Röstmeister kombiniert diese Kaffees – ihre unterschiedlichen Aromen, Körper und Säuregehalte –, um ein spezifisches, ausbalanciertes, harmonisches und natürlich auch reproduzierbares Profil zu schaffen. Ähnlich wie eine Cuvée beim Wein oder das Blenden beim Whisky. Dort ist es genauso eine Kunst wie beim Kaffee. Es braucht viel Erfahrung und eine sehr gute Nase, um solch eine „Kaffeemischung“ zu komponieren, die die Aromen, Texturen und den Charakter ganz gezielt entwickelt und ausbalanciert. Mehr dazu hier: „Nasenbusiness“.

Ein sehr leckeres Beispiel für die Kunst des Röstmeisters ist der Mount-Hagen-Arabica-Kaffee. Drei unterschiedliche Hochland-Arabicas aus Papua-Neuguinea, Peru und Honduras werden hier so gekonnt miteinander verheiratet, dass ein sehr charakteristisches Geschmacksprofil entsteht. Eine raffinierte Verbindung aus fruchtiger Tiefe mit pikanter Kraft und glamouröser Fülle – ein warm-würziger, nussiger Kaffee mit einer sehr leichten Säure. Perfekt als Pour-over (aka Filterkaffee).

Im Unterschied zum Single Origin steht also beim Blend das Know-how des Röstmeisters im Mittelpunkt. Wobei man natürlich die Qualität seiner Ausgangskaffees auch nicht außer Acht lassen darf.

Was ist der richtige Kaffee für wen?

Ob Single Origin oder Blend, das ist Geschmacksache, möglicherweise auch eine Frage des Preises. Single Origins, insbesondere wenn sie aus dem zertifizierten Demeter-Anbau kommen, sind eine Rarität. Blends gibt es natürlich deutlich mehr. Wie du deinen Lieblingskaffee ganz gezielt findest, hängt aber nicht nur von der Kaffeesorte, sondern auch von deiner bevorzugten Zubereitungsart ab.

Bist du eher ein Espresso-Cappuccino-Typ? Oder der Pour-over-Purist? Liebst du deinen Siebträger? Oder geht für dich nichts über die Chemex? Und weil das alles noch viel mehr Fragen aufbringt, haben wir dir das Wichtigste dazu in einem weiteren Blogartikel zusammengefasst. Kuck doch mal rein: „Hilfe! Wie findet man seinen Lieblingskaffee?“

Und was war jetzt noch mal Third-Wave-Kaffee?

Mit der „dritten Welle“ bezeichnet man das veränderte Konsumverhalten bei Kaffee. In der First Wave wurde der an sich teure Kaffee sozialisiert (was dem Geschmack übrigens nicht gut tat). In der zweiten Welle kamen die amerikanischen Ketten mit ihren künstlichen Aromen und den To-go-Kaffees. Und in der Third Wave ist der Genuss zurück: Unverfälschte Aromen, hochwertige, langsame Röstungen, biologischer Anbau und aufwendige Zubereitungen stehen im Mittelpunkt. Mehr zu diesem Thema findest du auch hier im Mount-Hagen-Blog: „Luxus. Plörre. Luxus“.