- Anspruch
Kaffee im Tresor?
Neulich habe ich in einem Finanzportal gelesen, dass (laut dpa) Kaffee zu den meistgestohlenen Waren gehört, besonders Bohnen in der Kilopackung. Und darum werden sie inzwischen immer öfter eingeschlossen. Während ich dies schreibe, kommen solche News auch in den einschlägigen großen Nachrichtenformaten. <i>Ist das noch Sommerloch oder tatsächlich etwas, was einen nachdenklich machen sollte?

Barbara Beiertz
Kaffee ist wertvoll.
Gar keine Frage: Kaffee hat einen großen Stellenwert in unserem Leben – ist er doch das beliebteste Getränk der Deutschen (nicht nur von uns Kaffeeverrückten). Aber nicht nur das: Gerade ein Biokaffee wie Mount Hagen, der im sogenannten Agroforst unter Schattenbäumen angebaut wird, wirkt gegen die Folgen des Klimawandels wie z. B. Bodenerosion, Verlust von Artenvielfalt usw. Von den positiven Effekten wie dem Verzicht auf chemische Dünge- und Pflanzenschutzmittel, der damit verbundenen größeren Unabhängigkeit der Farmer und der Qualität des Kaffees ganz zu schweigen. Bio- oder Demeter-Kaffee ist also wertvoll. Es steckt enorm viel Arbeit, Herzblut und Sorgfalt darin – und damit auch eine Menge Geld. Womit wir bei den aktuell sehr hohen Kaffeepreisen wären.
Warum ist Kaffee eigentlich so teuer?
Die Kurzfassung: Die hohen Kaffeepreise entstehen zu einem großen Teil durch Ernteausfälle z. B. in Brasilien, bedingt durch Wetterextreme, die wiederum durch den Klimawandel entstehen.* Rohkaffee wird also an den Börsen teurer. Hinzu kommen noch andere Faktoren wie beispielsweise einige EU-Gesetze, die den bürokratischen Aufwand erhöhen, und der enorm gestiegene Kaffeedurst in China und Indien. Letztlich sorgen sie alle dafür, dass die Kaffeepreise so gestiegen sind. Es gibt aber noch einen anderen Aspekt, über den es sich nachzudenken lohnt.
Wer verdient wie viel am Kaffee?
Seien wir ehrlich: Es lässt sich keiner gern in die Karten seines Geschäfts schauen. Das ist auch beim Kaffee nicht anders, und darum gibt es kaum verlässliche Zahlen zu den Margen und Verdiensten im Verlauf der Kaffee-Wertschöpfungskette. Sicher ist allerdings, dass bei den Kaffeefarmern in der Regel am wenigsten vom Verkaufspreis ankommt. Es gibt Studien, die sprechen von 0,41 Cent pro Kilogramm, wobei hier nicht einmal das Risiko des Anbaus und die Mitarbeit der Familienmitglieder eingepreist wurden. Am meisten verdient laut dieser Studie übrigens der Handel mit dem Verkauf von Kaffeekapseln.**
Bio-Fairtrade-Kaffee ist unsere Lösung.
Dass wir schon wegen des Mülls keine Kaffeekapseln im Sortiment haben, wundert wahrscheinlich niemanden. Wir haben uns aber außerdem vor vielen Jahren entschlossen, nur fair gehandelten Kaffee herzustellen, damit „unsere“ Farmer garantiert mehr von ihrer Arbeit profitieren. Die „Geiz-ist-geil“-Mentalität war noch nie unser Ding. Ein Kaffee, von dem ein Farmer seine Familie nicht ernähren kann, schmeckt einfach nicht. Zumindest uns nicht.
Aber zurück zum Kaffeeklau: Kaffee ist Luxus – manche packen ihn deshalb in eine Vitrine. Kaffee ist aber auch ein Lebenselixier, ein Genuss, der für alle da sein sollte. Und seine Preise sind eher eine Frage der Perspektive: Wenn etwas so wertvoll ist, dann ist es auch seinen Preis wert (und das ist eben nicht teuer).
Schreibt uns gern in den Kommentaren, wie ihr darüber denkt. Muss Kaffee in den Tresor?
*www.zdfheute.de/video/heute-journal/kaffee-immer-teurer-100.html
**Bureau d’Analyse Sociétale d’Internet Collectif (kurz BASIC), www.infosperber.ch/wirtschaft/konsum/vom-strauch-zum-regal-wer-am-kaffee-wie-viel-verdient/