Das leckerste Anti-Frust-Mittel: Kaffee.

Vor ein paar Tagen erzählte mir ein Freund, Dozent an der Uni in Münster, dass seine Studis trotz hoher WG-Zimmer-Mieten, trotz steigender Lebenshaltungskosten, trotz allem richtig viel Geld für ihre Alltagsfluchten ausgeben.

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Babette Lichtenford

foto: ceyda ciftci on unsplash

„Wenn ich mir schon kein Haus kaufen kann...“

2024 war Dubai-Schokolade das Objekt der Begierde, dieses Jahr ist es der Iced Matcha Latte für 6,90€ und mehr. Gönnt man sich den dreimal die Woche, kommt da schon ein Sümmchen zusammen (rund 1.000€ pro Jahr, um genau zu sein).

Aber der Frust ist nun mal groß in der Generation der 16-29-Jährigen, folgt man dem Schufa-Jugend-Finanzmonitor. So glaubt etwa die Hälfte (51%) nicht daran, den gleichen Lebensstandard wie ihre Eltern oder einen höheren erzielen zu können.* Die Folge: „Little Treat Culture“. So heißt der neue Selbstverwöhnungstrend. Die Belohnungsmittelchen selbst wechseln zwar extrem schnell, schließlich sollen sie ja etwas Besonderes sein, aber das Grundprinzip des kleinen, erschwinglichen Hedonismus bleibt.

Der „Lippenstift-Effekt“.

Neu ist diese Flucht in Luxusmomente übrigens nicht. „Das erinnert stark an den sogenannten Lippenstift-Effekt“, zitiert das Handelsblatt Mira Fauth-Bühler, Professorin für Wirtschaftspsychologie an der FOM-Hochschule in Stuttgart. Leonard Lauder, früherer Chef von Estée Lauder (Kosmetik) stellte fest, dass nach dem 11. September 2001 und während der Finanzkrise 2008 mehr Lippenstifte verkauft wurden – trotz aller wirtschaftlichen Probleme. „Diese Käufe vermitteln uns das Gefühl, trotz unsicherer Zeiten Kontrolle zu behalten“, so Mira Fauth-Bühler weiter.* Es sind also die exklusiven Kleinigkeiten, die uns die Laune retten.

Gut fürs Seelchen.

Wenn wir ehrlich sind, kennt jeder von uns Kompensationskäufe wie Schuhe, Handtaschen & Co. Sie tun der Seele gut (auch wenn das Konto meckert), sind eine Belohnung fürs Durch- und Aushalten. Und wenn die Zeiten so richtig mies sind, wird daraus eben ein Schokocroissant oder ein aufwendiger, superleckerer Kaffee.

Dahinter steckt eigentlich ein recht simpler Mechanismus. Bad News sind Stress. Vor allem, wenn sie so auf einen einprasseln wie im Moment. Gefühlt sind wir 24 Stunden „on“ und bekommen alles rund um die Uhr und rund um den Globus mit. Gegen diese Hilflosigkeit hilft nur das Gefühl, etwas selbst bewirken zu können – auf Neudeutsch „Selbstwirksamkeit“. Also die Kontrolle über etwas zu bekommen: Das Schokocroissant zu kaufen – jetzt erst recht.

Natürlich ist das, so sagen es die Wissenschaftler, nicht nur mit Konsum zu erreichen. Etwas zu erleben, das man selbst beeinflussen kann, tut der Seele doppelt gut. Ehrlich gesagt: Wir empfehlen da unseren Mount-Hagen-Kaffee.

Und jetzt: die Werbung?!

Vielleicht mag das ja der eine oder andere gerade denken. Aber: nein! Ein richtig guter Kaffee mit grandiosen, besonderen Aromen ist Luxus. Ihn bewusst zu genießen und sich damit für ein paar Minuten aus der Fremdbestimmtheit herauszubugsieren ist Selbstwirksamkeit. Und wenn es dann ein Bio-Fairtrade-Kaffee ist wie Mount Hagen, bewirkt man auch noch mit jedem Tässchen, dass es den Kaffeefarmern und der Umwelt ein bisschen besser geht. Was will man mehr?

*www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-konsumgueter/konsum-warum-kleine-luxusmomente-fuer-verbraucher-so-wichtig-sind/