- Kaffeewissen
Pflanzenmilch:
Welche passt am besten zu deinem Lieblingskaffee?
„Bringst du bitte noch Milch mit?“ – „Welche denn?“ – „Normale.“
Bitte was ist „normale“ Milch? Kuhmilch? Hafermilch? Das hängt extrem davon ab, wen man fragt.

Kristin Oldenburg
Nicht nur Veganer lieben Pflanzenmilch.
Meine Freundin hatte mich zum Kaffee eingeladen und ich bekam quasi unterwegs den Auftrag, Milch mitzubringen. Gar nicht so einfach. Die Zeiten, in denen Kuhmilch die einzige Option für den Kaffee war, sind lange vorbei. Aus gesundheitlichen, ethischen oder ökologischen Gründen schwenken immer mehr Kaffeeliebhaber zu pflanzlichen Milchalternativen um.
„Gemessen in verkauften Produkten ist der Markt für pflanzliche Milch seit 2020 sogar um 48% gewachsen, während der Markt für Kuhmilch um 12% geschrumpft ist.“*
Und so wird man schier erschlagen von der riesigen Auswahl, wenn man vor dem Regal im Supermarkt steht. Eigentlich ja toll. Aber jede dieser Milchalternativen hat unterschiedliche Eigenschaften – vom Eigengeschmack über die Konsistenz bis hin zum Schaum. Und die sollte man kennen, um seinen perfekten Kaffee zaubern zu können.
Die wichtigsten Pflanzenmilchsorten – was sie können, wie sie schmecken.
Hafermilch.
Sie ist momentan mit 66% die beliebteste Milchalternative und das hat einen Grund: Ihr Geschmack ist leicht süßlich, dezent getreidig. Die Konsistenz ist cremig und ähnelt der von Kuhmilch. In der sogenannten Barista-Qualität lässt sie sich hervorragend aufschäumen und bildet einen feinporigen, stabilen Schaum. Eigentlich perfekt für Cappuccino, Latte macchiato oder Flat White.
Aber: Für alle, die ihre Kaffeespezialität nicht süß oder süßlich mögen, ist Hafermilch nicht wirklich die erste Wahl. Mir persönlich ist sie zu voluminös im Mundgefühl und mit 7% Kohlenhydraten zu schwer. Aber das ist ja zum Glück Geschmacksache. Ansonsten harmoniert Hafermilch mit so ziemlich allen Bohnensorten gut – insbesondere den kräftigen Robusta-Blends. Für einen eleganten, raffinierten Arabica wäre sie mir persönlich aber ein bisschen zu dominant.
Sojamilch.
Das ist die wohl bekannteste und „älteste“ Pflanzenmilch. Ihr Geschmack ist recht neutral, manchmal etwas „bohnig“. Ihre Konsistenz ist ebenfalls cremig und ähnelt der von Kuhmilch, was sie besonders vielseitig macht. Außerdem lässt sie sich supergut aufschäumen, womit sie für Cappuccino, Latte macchiato und Flat White ideal ist. Sie passt besonders gut zu kräftigen Kaffees und dunklen Röstungen wie unserem Arabica-Crema oder dem Barista-Espresso, da sie sich geschmacklich nicht in den Vordergrund drängt.
Mandelmilch.
Ganz charakteristisch ist ihr nussiges Aroma, das leicht süß und manchmal auch etwas säuerlich sein kann. Die Konsistenz ist meist dünnflüssiger als die von Hafer- oder Sojamilch, was sie für den klassischen Milchschaum weniger geeignet macht. Aber auch hier gibt es spezielle Barista-Editionen, die etwas cremiger sind und besser schäumen. Mandelmilch eignet sich besonders gut für Filterkaffee oder als besonderer Akzent im Milchkaffee. Das nussige Aroma macht sich ganz gut mit hell gerösteten Arabica-Bohnen.
Reismilch.
Die süßeste unter den gängigen Pflanzenmilchsorten. Ihr Geschmack ist mild, ein bisschen wässrig und erinnert an Reis (wen wundert’s). Da sie sehr dünnflüssig ist, funktioniert das Aufschäumen eher nicht – Cappuccino oder Latte Macchiato machen mit Reismilch also wenig Sinn. Ich würde sie eher in süßen Kaffeespezialitäten wie Iced Coffee, Eiskaffee & Co. einsetzen. Dort gibt sie dem Kaffee eine angenehme Süße, ohne ihn sahnig zu beschweren. Auch für Kaffeefans mit Nuss- oder Sojaallergien ist Reismilch eine gute Alternative.
Kokosmilch.
Ich sag’s gleich: Das ist nicht wirklich mein Ding. Kokosmilch ist enorm dominant und hat für einen Kaffee-Puristen wie mich im Kaffee nichts zu suchen. Oder anders gesagt: Das ist dann eben etwas ganz anderes, ein „Tropical Latte“ zum Beispiel. Dafür würde ich einen eher fruchtigen Kaffee aussuchen, der dann zum exotischen Kokos-Geschmack passt und auch mit Gewürzen wie Kurkuma oder Ingwer harmoniert.
Haselnuss- und Cashewmilch.
Unschwer, sich vorzustellen, dass die Nussvarianten unter den veganen Milchalternativen auch besonders nussig schmecken. Nicht unbedingt etwas für Puristen, aber geschmacklich interessant. Einen leichten Milchschaum bekommt man damit ebenfalls hin. Was die Kaffees angeht: Sie sollten eher kräftig sein, die Tendenz zu Nussnoten haben, wie z.B. unser Demeter-Espresso aus Peru. Wobei der als Single Origin vielleicht sogar ein bisschen zu kostbar dafür wäre. Also vielleicht nichts für jeden Tag.
Erbsenmilch.
Sie schmeckt eher neutral bis leicht erdig, was aber überraschend gut mit den Kaffeearomen harmoniert. Besonders überzeugend finde ich ihren hohen Proteingehalt und die cremige Textur. Der Schaum ist feinporig und stabil, optimal für Cappuccino & Co. Und in der 0,0%-Zucker-Variante kann man fast vergessen, dass es eine Pflanzenmilch ist – finde ich zumindest. Erbsenmilch ist besonders nachhaltig in der Produktion, das macht sie mir persönlich sehr sympathisch.
Übrigens, wer mehr über die ökologischen Aspekte von Pflanzenmilch wissen möchte, hier gibt es eine Übersicht dazu: „Was ist eigentlich normale Milch?“
Welche Pflanzenmilch zu welchem Kaffee?
Natürlich ist das immer persönliche Geschmacksache. Damit man sich aber nicht durch alles durchprobieren muss, hier ein paar Empfehlungen:
Cappuccino und Latte macchiato:
Hier ist Hafermilch in Barista-Qualität die erste Wahl. Sie lässt sich perfekt aufschäumen und bringt eine angenehme Süße mit, die den Kaffee abrundet, ohne ihn zu überdecken. Auch Erbsenmilch ist eine prima Option für einen stabilen Schaum und einen neutraleren Geschmack.
Flat White:
Er lebt von einem intensiven Espresso und cremigem Milchschaum. Hier punkten Erbsen- und Hafermilch. Denn beide sorgen für einen feinporigen Schaum und harmonieren mit dem kräftigen Kaffeegeschmack.
Filterkaffee:
Für den Klassiker eignen sich besonders Hafermilch, Mandelmilch oder Reismilch. Hafermilch bleibt dezent im Hintergrund, Mandelmilch setzt einen nussigen Akzent und Reismilch gibt dem Kaffee eine natürliche Süße.
Cold Brew und Iced Coffee:
Für die kalten Spezial-Käffchens ist Reismilch empfehlenswert, da sie für eine angenehme Süße sorgt.
Und noch ein Barista-Tipp.
Pflanzenmilch immer gut schütteln und auf maximal 60–65°C erhitzen – so gelingen Schaum und Geschmack am besten.
Übrigens: Pflanzendrinks (so heißen die Milchalternativen ja offiziell) in Bioqualität gibt es inzwischen in so ziemlich allen Sorten. Unser erklärter Favorit ist hier der „frische Haferdrink“ vom Hamfelder Hof. Eigentlich ist das zwar eine Meierei (norddt. f. Molkerei), aber man hat die Zeichen der Zeit erkannt und stellt aus regional angebautem Bioland-Vollkornhafer diesen wirklich leckeren Haferdrink als Alternative zu Kuhmilchprodukten her. Ganz schön schlau, finde ich.
Fazit: Lieblingsmilch für Lieblingskaffees.
Natürlich ist die Wahl „deiner“ Pflanzenmilch eine Frage deines ganz individuellen Geschmacks – und des Kaffees, den du zubereiten möchtest. Prinzipiell kann man aber sagen:
- Bioqualität ist gesetzt.
- Hafermilch ist neben Soja- und Erbsenmilch die vielseitigste unter den Milchalternativen und für die meisten Kaffeespezialitäten die beste Wahl, besonders in Barista-Qualität.
- Reis-, Kokos- und Nussmilch sind vor allem für süße und exotische Kaffees gut geeignet.Sie setzen besondere Akzente und sind eher etwas für experimentierfreudige Kaffeeliebhaber, denen es nicht so sehr um den puren Kaffeegenuss geht.
Am Ende entscheidet – genau – dein Geschmack.
Quelle: *GFI Europe, 3.4.2023