- Green Lifestyle
Was ist eigentlich Reusing, Recycling, Upcycling?
Neulich las ich im „Original-Magazin“* einen Artikel von Jutta Nachtwey, mit der wir hier schon ein sehr inspirierendes „Käffchen mit…“** trinken konnten: wie eine ausrangierte Windturbine zum Design-Tiny-House wird – ein Recyling der Sonderklasse oder „Bewohnbares Luftschloss“***. Grund genug, mich zu fragen:

Babette Lichtenford
Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Reusing, Recycling, Upcycling & Co.?
Natürlich sprechen wir hier bei Mount Hagen häufiger über Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit (auch wenn das ein abgedroschener Begriff ist). Aber – seien wir ehrlich – ad hoc konnte ich zumindest den Unterschied bei den Wiederverwertungsstrategien nicht so ganz genau erklären. Aber das ändern wir ja jetzt.
Der Klassiker des Reusing-Konzepts: Die Mehrweg-Flasche.
Unter Reusing versteht man die Wiederverwendung in nahezu gleicher bzw. ähnlicher Funktion. Ohne aufwendige Veränderungen oder Bearbeitung. Die Mehrweg-Glas-Pfandflasche ist also der Klassiker für dieses Konzept.
Es gibt das aber auch für Möbel, Kleider, Bücher, manchmal auch für Elektrogeräte. Also denkt an Secondhand-Läden oder auch so etwas wie den Stilbruch**** in Hamburg, das Secondhand-Einkaufshaus der Müllabfuhr. Das Gute daran: Reusing verlängert die Lebensdauer des Produkts und reduziert damit den Ressourcenverbrauch, es muss nicht neu hergestellt werden. Aber: Das funktioniert natürlich nur so lange, wie das Produkt funktionsfähig ist. Und dann?
Recycling: Die stoffliche Rückgewinnung.
Beim Recycling versucht man die Materialien eines Produkts wieder in den Produktionskreislauf zurückzubringen. Aus Papier wird also Recycling-Papier, Glas wird eingeschmolzen und zu neuen Glasprodukten. Metalle können z. B. unbegrenzt recycelt werden.
Beim Plastik ist es leider deutlich komplizierter, da die verschiedenen Kunststoff-Arten miteinander gemixt werden und nicht sortenrein getrennt werden können. Unschwer, sich vorzustellen, dass solche Recycling-Prozesse oft mit viel Energieaufwand einhergehen und meistens auch mit Qualitätsverlusten verbunden sind. Insofern ist das also kein geschlossenes Kreislaufsystem, sondern eher ein Downcycling: Das Material wird zwar wiederverwendet, aber nicht unendlich. Und das Level der Wiederverwendung ist niedriger als beim Original-Produkt. Das Gegen-Konzept dazu ist…
Upcycling, die Aufwertung durch kreative Umgestaltung.
Persönlich halte ich das für den spannendsten Ansatz, weil er viel weiter geht als schlichte Wiederverwendung oder Rohstoff-Rückgewinnung: Beim Upcycling wird ein ausgedientes Produkt – also z. B. das Maschinenhaus einer 20 Jahre alten Windturbine – transformiert. Es bekommt eine neue Funktion (Tiny House) und wird kreativ aufgewertet. Man denke nur mal an die Taschen aus Lkw-Planen oder Paletten-Möbel oder Schmuck aus altem Besteck. Das Tolle daran: Es entsteht aus „Müll“ ein neues Produkt, dass sehr häufig eine höhere Wertigkeit hat und meistens auch ein großartiges Design.
Nehmt z. B. unseren Take-away-Becher aus Kaffeesatz. Normalerweise würde man Kaffeesatz vielleicht noch als Dünger im Garten nutzen, aber durch das Upcycling entsteht ein Trinkbecher, der auch noch Müll spart.
Gerade im DIY-Bereich wird Upcycling großgeschrieben. Es verbindet Kreativität mit Nachhaltigkeit. Der Wermutstropfen: Upcycling ist nicht immer wirtschaftlich skalierbar und meistens mit viel Handarbeit verbunden – besetzt damit also eher eine Nische. Aber wenn man sich die Studios anschaut, die aus einer ollen Windmühle das besagte Tiny House hergestellt haben, macht das wirklich Mut.***** Zumal Sustainable Design inzwischen kein Exot mehr ist. Wer mehr darüber wissen möchte, findet dazu im Online-Magazin „Cradle-mag“****** eine Menge spannender und gut erklärter Beiträge.
Fazit: Reusing, Recyling, Upcycling – kein Konzept allein kann alles.
Um die Ressourcen- und Müllprobleme unserer Welt zu lösen, ist keine der drei Methoden perfekt. Und keine kann allein die Welt retten. Aber mit allen 3 Strategien zusammen kann viel bewirkt werden, vor allem, wenn so Kreisläufe geschaffen werden, die über das bloße Müll-Trennen hinausgehen.
Letztlich ist es aber wohl eine Frage der grundsätzlichen Haltung und der Wertschätzung für die Dinge: Ist das Müll? Oder kann das noch was?
Schreibt uns doch mal in den Kommentaren, wie ihr damit umgeht. Wie ihr im Alltag recycelt, reuset oder upcycelt. Wir sind total gespannt.