Seit 25 Jahren ist er Kopf, Herz – und Bauch – von Mount Hagen:
Karsten Suhr, Prokurist und Kaffee-Mann durch und durch, erzählt von den Unternehmensanfängen, von Konsequenz, Schubladendenken, Sturheit. Und warum Zufälle Träumen manchmal auf die Sprünge helfen.
foto: Lichtenford-Design
Seit 25 Jahren ist er Kopf, Herz – und Bauch – von Mount Hagen:
Karsten Suhr, Prokurist und Kaffee-Mann durch und durch, erzählt von den Unternehmensanfängen, von Konsequenz, Schubladendenken, Sturheit. Und warum Zufälle Träumen manchmal auf die Sprünge helfen.
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B: Lieber Karsten, ganz lieben Dank, dass du dir Zeit nimmst, hier ein bisschen aus dem Nähkästchen zu plaudern. Welchen Kaffee magst du dazu trinken?
K: Am liebsten den Peru-Demeter. Oder den Blend, unseren – wie sagst du immer? – „All-Time-Favorite“. Der ist schön rund…
B: Ok, dann gibt es jetzt also erstmal einen Peru-Kaffee. Und dann los: Magst du ein bisschen über dich persönlich erzählen?
K: Ich komme tatsächlich vom Bauernhof – einem konventionellen damals – hab’ eine Ausbildung Groß- & Außenhandel im Landhandel gemacht, und da fing dann auch schon alles an: Die Entwicklung der Landwirtschaft in den letzten Jahrzehnten hat mich ziemlich beeindruckt. Die Versteppung der Böden, kaum noch Humus – ich habe mich gefragt, was kann man anders machen. Das muss doch möglich sein.
Wir wohnten damals nicht weit vom Bauckhof in Amelinghausen. Ich habe die Milch für die Kinder noch mit der Kanne frisch geholt. So kam recht schnell der Kontakt zu Joachim Bauck zustande. Letztlich bin ich durch ihn in den Bio-Großhandel mit Demeter-Schwerpunkt gekommen und 10 Jahre geblieben. Mount Hagen war damals noch ganz klein, gehörte aber mit zum Produktportfolio. Bevor ich dann 1996 zur Wertform wechselte, war ich noch kurz in einem Unternehmen für technische Komponenten. Für mich interessante Bio-Firmen saßen vorwiegend im südlicheren Teil von Deutschland, aber ich wollte nicht aus dem Norden weg.
B: Ein richtiges Nordlicht?
K: (grinst) Das sagt man mir nach, ja. Aber es war die richtige Entscheidung: Als ich zur Wertform ging, waren wir gerade mal 4 Leute. Heute würde man sagen, ein klassisches Start-up. Die Inhaber ließen uns in Ruhe, und wir konnten agieren, als wäre es unser eigenes Unternehmen.
B: Was war eure Idee?
K: Biokaffee, Fairtrade-Kaffee war damals noch ziemlich abenteuerlich. Und wir sowieso – wir waren die verrückten Bios und wurden eher belächelt. Wir wollten eben nicht nur den landwirtschaftlich sinnvollen Anbau ausweiten, wir wollten auch unsere Geschäftspartner, die Kaffeefarmer, ordentlich bezahlen. Und wir wollten leckeren Kaffee machen. Die alternativen Nicaragua-El-Salvador-Kaffees schmeckten damals ja fürchterlich.
Die große Frage für mich war immer: Wie gestalte ich das Geschäft, die Firma, das Team, die Marke so, dass beides – Ökologie und wirtschaftlicher Erfolg – möglich ist? Zum Glück hatten wir wirklich ungewöhnlich viel Freiraum, aber der Erfolg gab uns schließlich auch recht.
Wir haben also von Anfang an relativ „groß“ gedacht. Sind auf internationale Bio-Messen in den USA, in Dubai usw. gegangen. So kannte man uns mit der Zeit, obwohl wir nur fingerhutgroß waren.
B: Gab es keine Widerstände?
K: Relativ wenig. Naja, sagen wir es mal so: Es gab feste Beziehungen bei den Handelspartnern, da kam man kaum dazwischen. Es gab die Auffassung, dass Bio nur in den Naturkostfachhandel gehört – wir sahen das anders, sind dafür auch ziemlich argwöhnisch beäugt worden. „Markendenken“ war im Bio-Segment auch noch nicht wirklich verankert, das hat gedauert. Und natürlich gab es auch Geschäftspartner, die uns ihre Preisvorstellungen diktieren wollten. (grinst) Da waren wir allerdings etwas stur und haben „dankend“ abgelehnt. Wir haben aber nicht nachgelassen und sind dann doch noch zusammengekommen.
B: Wer hat gewonnen?
K: (lacht) Ich bin nicht unzufrieden.
fotos: Lichtenford-Design
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B: Aha… Woher kommt dieses Durchhaltevermögen?
K: Im Grunde ist es Begeisterung. Wir können hier ganz viel entwickeln. Wir helfen den Farmern, auf Bio umzustellen. Wir wachsen. Gemeinsam. Wir machen etwas Sinnvolles.
Ich bin absolut vom Demeter-Anbau überzeugt und kann diesen Traum auch beispielsweise mit Dago und Cesar von La Chacra D’dago teilen, verwirklichen.
B: Das ist die Demeter-Farm in Peru. Wie habt ihr euch gefunden?
K: Zufall. Wir waren auf einer Reise durch Peru, um weitere Bio-Farmen und Kooperativen zu besuchen. Seine kleine Farm lag auf dem Weg, und wir haben einen Abstecher gemacht. Manchmal soll das ja so sein. Dago war mitten in der Umstellung auf Bio-Anbau und erzählte uns von seinen Ideen, weiterzugehen, hin zu biodynamisch. Wir haben uns auf Anhieb gut verstanden.
Inzwischen bekommen wir 3 Container Demeter-Kaffee von ihm. Das ist wirklich nicht viel. Aber wir unterstützen ihn dabei, andere Bauern vom Demeter-Anbau zu überzeugen. Helfen ihm mit zinslosen Krediten für z.B. Fermentierungstanks usw. So haben wir über die Jahre eine wirklich einzigartige Zusammenarbeit entwickelt. Vielleicht ist es auch Freundschaft – mit ihm und seinem Sohn Cesar. Sie haben einen Traum. Ich auch.
B: Ja…?
K: Ich würde gerne viel, viel mehr Demeter-Kaffee produzieren – gern 100 Container statt vielleicht 7 bis 8 im nächsten Jahr. Und es ist nicht nur das, dadurch würde ja auch Gemüse und Obst angebaut. Es entstünde eine größere Vielfalt. Wir könnten auch eine Schule bauen. So etwas gemeinsam zu tun ist einfach toll. Und sehr selten. Ein ziemlich langer Weg, den wir da zusammen gehen, ohne vertragliche Knebel oder Abhängigkeiten. Sondern „einfach“, weil wir es gemeinsam schaffen wollen.
B: Ist das Selbstverwirklichung? Persönlicher Mut?
K: Selbstverwirklichung? Nein. Mut? Vielleicht. Eigentlich glaube ich aber, dass es einfach notwendig ist. Die Klimaveränderungen verlangen eine andere Landwirtschaft. Wenigstens auf dem EU-Bio-Standard. Das ist alles besser als jetzt.
B: Jetzt haben wir 10% Bio-Anbauflächen in Deutschland…
K: Und wir brauchen mehr, Bio muss Standard werden. Ich weiß, das klingt nach einem Hirngespinst. Aber ich bin sicher, das geht. Man muss es nur tun.
B: Was für ein großartiger Appell. Danke dafür, Karsten, und für deine Zeit, deine Offenheit.
Beschreibung des Entkoffeinierungs-Prozesses mit natürlicher Quellenkohlensäure
Ein elementarer Bestandteil unserer natürlichen Umwelt ist Kohledioxid, das auch als Kohlensäure bezeichnet wird. Kohlendioxid kommt in der Natur als Gas oder in Wasser gelöst vor. Es ist Bestandteil der Luft, die wir ein- und ausatmen. Es kommt vor in alkoholischen und nichtalkoholischen Getränken und es spielt eine entscheidende Rolle bei der Photosynthese der Pflanzen. In jüngster Zeit hat man herausgefunden, dass es auch ein ideales Extraktionsmittel für Koffein unter bestimmten Temperatur- und Druckbedingungen ist. Dies ermöglicht es, Kaffee mit einem natürlichen, d.h. nicht chemisch-synthetischen Mittel selektiv zu entkoffeinieren.
Der besonders schonende Entkoffeinierungs-Prozess mit natürlicher Quellenkohlensäure kann wie folgt beschrieben werden:
Der Rohkaffee, d.h. nicht geröstete Kaffee, wird zunächst mit Wasser auf einen höheren Feuchtegehalt gebracht. In einem Extraktionsbehälter wird dem Kaffee dann durch zirkulierendes, flüssiges Kohlendioxid (Kohlensäure) unter hohem Druck das Koffein entzogen. Die Extraktion vollzieht sich in einem geschlossenen Kreislauf, bei dem sich das CO₂ mit Koffein belädt, bis der Kaffee weitgehend von Koffein befreit ist (<0,1% bezogen auf den gerösteten Kaffee) und in einem Trockner auf schonende Art in etwa auf die Ursprungsfeuchte getrocknet werden kann. Erst nach dieser Trocknung des entkoffeinierten Rohkaffees erfolgt als weiterer Schritt die Röstung.
Die besonderen Merkmale des Entkoffeinierungs-Verfahrens mit natürlicher Quellenkohlensäure sind:
– Die Inhaltsstoffe, die für das Aroma des gerösteten Kaffees verantwortlich sind, bleiben praktisch voll erhalten (ein besonderer Vorteil bei feinen, hochwertigen Kaffee-Sorten)
– Es werden ausschließlich physiologisch unbedenkliche Hilfsstoffe eingesetzt: Chemisch inerte[1] Kohlensäure und reines Wasser
– Es sind dies absolut natürliche Stoffe – ein zusätzliches, wirkungsvolles Verkaufs- und Werbeargument
– Reiz- und Bitterstoffe, die geröstet Magen, Galle und Leber belasten können, werden reduziert, wodurch die Bekömmlichkeit insgesamt gesteigert wird
– Es ist unübertroffen neutral in Bezug auf die Rösteigenschaften, die erwünschten Tassen-Merkmale, das Aroma, das Filterdurchlauf-Verhalten des Mahlgutes etc.
[1] Als chemisch inert (lateinisch für „untätig, unbeteiligt, träge“) bezeichnet man Substanzen, die unter den jeweilig gegebenen Bedingungen mit potentiellen Reaktionspartnern (etwa Luft, Wasser, Edukte und Produkte einer Reaktion) nicht oder nur in verschwindend geringem Maße reagieren. Quelle WikiPedia